Bewerbung mit Kopftuch:
Es bewerben sich folgende Frauen auf eine Stelle: Sandra Bauer, Meryem Öztürk und Meryem Öztürk mit Kopftuch. Wer hat die schlechtesten Chancen, zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden? Wie eine Studie aus 2016 bewies, war es die Bewerbung mit Kopftuch. Kein Wunder?
Sandra Bauer gegen Meryem Öztürk gegen Meryem Öztrük mit Kopftuch
In der Studien bewarben sich mit den obigen Bildern Sandra Bauer, Meryem Öztürk und Meryem Öztürk mit Kopftuch auf identische Stellenanzeigen mit identischen Bewerbungen.
Während auf Bewerbungen mit dem Namen Sandra Bauer in 18,8 Prozent der Fälle eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch erfolgte, erhielten Bewerbungen mit dem Namen Meryem Öztürk nur 13,5 Prozent eine positive Rückmeldung. Wenn sie zusätzlich noch ein Kopftuch auf dem Bewerbungsfoto trug, sank die Rate für eine positive Antwort auf 4,2 Prozent. Das sind mehr als vier Bewerbungen, die Meryem Öztürk schreiben muss, um zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden.
Je höher die Qualifikation stieg, desto mehr nahm die Diskriminierung zu: Für eine Stelle in der Bilanzbuchhaltung musste die kopftuchtragende Meryem Öztürk 7,6 Mal so viele Bewerbungen verschicken als Sandra Bauer, während bei der Bewerbung um eine Stelle als Sekretärin die Diskriminierung bei 3,5 lag.
Bewerbung mit Kopftuch in höheren Positionen: Normalität?
Für Positionen mit höherem beruflichen Status in Deutschland würden Frauen mit Kopftuch offenbar noch vergleichsweise selten in Betracht gezogen, urteilt die Studie. Die Probleme kopftuchtragender Musliminnen wird deutlich, seitdem sie eine stärkere Bedeutung in der öffentlichen Wahrnehmung erhalten. Muslime in erster und zweiter Generation hatten es aufgrund ihrer Migrationsgeschichte deutlich schwieriger, eine gute Bildung zu genießen. Heute leben viele Muslime in dritter und vierter Generation in Deutschland und sind hier groß geworden. Ärztinnen, Lehrerinnen, Professorinnen mit Kopftuch sind am Zunehmen – das ist auch gut so. Viele aber haben weiterhin mit Repressalien und Vorurteilen zu kämpfen, sodass der berufliche und gesellschaftliche Aufstieg leider nicht immer gelingt. Den „german dream“ haben wir nicht, da wir nicht jedem*r einzelnen Bürger*in die gleichen Chancen und Möglichkeiten geben, sich zu entfalten und den eigenen Träumen nachzugehen. Diskriminierungen führen zu einem Ohnmachtsgefühl, sodass sich viele einfach nicht mehr trauen, immer wieder die gleichen Situationen herbeizuführen und aufgeben. Diskriminierung aufgrund der Religion und Herkunft sind aber eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, die wir gemeinsam bekämpfen müssen.
Anonyme Bewerbungen
Was in anderen Ländern normal ist, ist für uns Deutsche noch eine Seltenheit: Anonyme Bewerbungen. In Deutschland wundert man sich bereits, wenn auf dem Lebenslauf kein Bild zu sehen ist. In anderen Ländern ist alles anonym, Name, Geschlecht, Bild, alles. Wann es in Deutschland so weit sein wird?